
Birgit Fluhrer, die Initiatorin und Moderatorin der Interessengemeinschaft Inselrhein, hatte gerufen – und drei Dutzend Mitglieder und Interessenten kamen am Freiteg (22.08.) ins Clubrestaurant des Motor-Yacht-Club Bingen e.V. – und zwar von weit her: Aus Essen und Butzbach, aus Oppenheim, Rüdesheim und vielen anderen Orten dazwischen. Sie vertreten Verbände und Vereine oder kamen als Privatpersonen. Sie alle einte das Interesse, ein drohendes Befahrensverbot der Ilmen und der Fulder Aue abzuwehren. Insgesamt, so Fluhrer, hätten sich inzwischen mehr als 140 Verbände, Wassersport-Vereine, Kommunen und Anlieger als Mitglieder der Interessengemeinschaft Inselrhein eingetragen.
Gesprächsbedarf gab es bei der Versamnmlung in Bingen reichlich. Da hatte kurz zuvor die dringlich von der Interessengemeinschaft geforderte Befahrung der Ilmen-/Fulder Aue mit Entscheidern im Bundesverkehrsministerium stattgefunden, da sind Stellungnahmen anzufertigen zu einem Alternativvorschlag des Bundesverkehrsministeriums und dann stand da noch die Frage im Raum, wie sich die Interessengemeinschaft Inselrhein – bislang nur ein informeller Zusammenschluss von Wassersportverbänden, -Vereinen, Anliegern und Kommunen – künftig aufstellen will.
Ein Kompromiss – oder auch nicht …
Wie sehr die Entwicklung bei der drohenden Befahrenssperre von Ilmen und Fulder Aue über die Region hinaus von Bedeutung ist, machte Jens Prüller, Geschäftsbereichsleiter Sport und Umwelt im Landessportbund Hessen e.V. deutlich. „Noch nirgendwo“, so Prüller, „sei in der Form eine Privilegierung von Vereinssport gelungen“, sagte er, sich auf den Alternativvorschlag des Bundesverkehrsministeriums beziehend, obgleich das dem zugrunde liegende Gutachten „völliger Käse“ sei. Stets, so Prüller, sei dem Naturschutz kompromisslos Vorrang vor dem Sport in der Natur (neben Wassersport etwa auch Klettern, Laufen, Reiten) eingeräumt worden. Hier sei es erstmals nicht so: „Das Verfahren hier ist ein Präzedenzfall, dessen müsst ihr euch bewusst sein“, appellierte er an die versammelten Inselrheiner.

Birgit Fluhrer (Foto) berichtete dann über die wenige Tage zuvor stattgefundene Befahrung der Ilmen und der Fulder Aue mit Vertretern der Bundesministerien, der Länder, Kommunen und Vereine. Die Befahrung habe sehr deutlich gemacht, dass die Wasservögel keineswegs von Booten gestört werden und Fluchtverhalten zeigten, sondern die herannahenden Boote einfach ignorierten.
Besonders empört zeigte sich die Initiatorin der Interessengemeinschaft Inselrhein bei der Befahrung über die Bemerkung eines Vogelschützers. Auf die Frage nach Kompromisslösungen mit Nutzung der Auen durch Wasserport soll er gesagt haben: „Wir möchten ein Gebiet , das nur für die Vögel ist.“. Also kein Gedanke an einen Kompromiss mit anderen Nutzern, etwa Menschen in Wasserfahrzeugen.
Diese Haltung der Vogelschützer ist für die Wassersportler nicht neu. Deshalb gab es in der Diskussion über die für das Bundesverkehrsministerium anzufertigenden Stellungnahmen auch die Empfehlung, von möglichen Kompromiss-Lösungen abzusehen. Wenn es keine Adressaten für Kompromissvorschäge gebe, seien sie wertlos sagte ein Sprecher. Völlig einig waren sich die Anwesenden darin, den Alternativvorschlag entschieden abzulehnen. Er beruhe auf Gutachten, die wissenschaftlich fragwürdig seien und keinesfalls für das betreffende Gebiet gelten könnten. Zudem seien die im Alternativvorschlag aufgezeigten Lösungen nur für einen kleinen Teilbereich des Wassersports halbwegs praktikabel.
Vereinsgründung kommt – und eine Spende ist schon da
Bleibt die Frage nach der Zukunft der Interessengemeinschaft. Um eine Vereinsgründung komme man nicht mehr herum, um das Engagement der bislang nur informell agierenden Interessengemeinschaft rechtssicher und mit einem klar verantwortlichen Absender darzustellen, meldete sich der Pressesprecher der Interessengemeinschaft. Bislang war diese Idee im Vorfeld daran gescheitert, dass sich niemand bereit erklärt hatte, ein weiteres ehrenamtliches Engagement zu übernehmen; fast alle in der Interessengemeinschaft üben ja bereits in ihren Wassersportvereinen ehrenamtlich hohe Funktionen aus.
Allmählich, und dann immer schneller, löste sich bei einigen die Blockade vor weiterem Engagement. Am Ende waren es mehr als die sieben notwendigen Gründungsmitglieder, die die Interessengemeinschaft Inselrhein in einen Verein überführen wollen. Charakteristisch für die Interessengemeinschaft: Sie kommen von beiden Seiten des Rheins und sind in unterschiedlichen Wassersportarten aktiv.
Und wie zur Belohnung sagte Christel Lenarz, Präsidentin des Hessischen Landesverbands Motorsport e.V., dem zu gründenden Verein eine Spende von tausend (1.000 !) Euro zu. Da kommt Freude auf!
